Rund um den Ramaceto

Die Erkundungsfahrt rund um den Ramaceto, unseren Hausberg, geht durch typisch italienische Ortschaften. Vorbei an Barbagelata, dem höchsten Dorf Liguriens (mit  herrlichem Rundumblick), führt die Route durch das obere Aveto-Tal. Badeplätze und Spazierwege liegen an der Strecke.

Länge (ohne Abstecher): 80 km

Vom Ferienhaus aus geht es links nach Vignolo, von dort durch das Sturlatal nach Carasco. Hier (Kreisverkehr) führt die erste Straße rechts (SS 225) ein Stück weit durch das Val Fontanabuona, welches parallel zur Meeresküste verläuft (eine relativ seltene geologische Erscheinung). Wer unsere vorgeschlagene Wanderung Montallegro – Chiavari mit den Ausblicken auf das Meer nicht komplett gehen möchte, könnte beispielsweise von Maggi aus (sprich: Maddschi; vor dem E-Werk links abbiegen) mit dem Auto auf die Höhe gelangen und dort ein Stück dieses Wanderweges laufen. Im „Tal des Schiefers und der Türme“ reiht sich ein Kirchturm an den anderen; durch das Tal verläuft abseits der Hauptstraße die „Ciclovia dell’Ardesia“ (Schiefer-Radwanderweg). Immer wieder lässt sich das eine oder andere herrschaftliche Haus bewundern. Auf vielen der Palazzi erhebt sich ein kleiner Turm, der als Ausgang der Haustreppe auf die Dachterrasse dient. Aber neben dem Reichtum war im Tal auch die Armut präsent: am Ende des 19. Jahrhunderts emigrierten viele der Einwohner vor allem in den Hamburger Raum, wo sie selbstgefertigtes Spielzeug verkauften. Im 20. Jahrhundert richtete sich der Emigrantenstrom in die USA und nach Südamerika. An die Migration erinnern zwei Skulpturen; eine befindet sich in Monleone und eine in Favale di Malvaro.
Wir passieren San Colombano Certenoli. Historische Quellen bestärken die Vermutung, dass die Familie des Seefahrers Cristoph Kolumbus (-> San „Colombano“) aus dem Val Fontanabuona stammt.

In Cicagna biegen wir nach rechts ab auf die SP 23 (Beschilderung: S. Stefano d’Aveto). Bei Aqua befinden sich einige alte Mühlen; das alte Räderwerk ist noch erhalten. Die Straße beginnt nun ständig anzusteigen. Wir fahren immer geradeaus. In Verzi (Abzweig nach links) gibt es noch in den Berg getriebene Stollen für den Schieferabbau.

Aus Lorsica (Abzweig nach rechts), dem Damastdorf mit einem historischen Ortskern, lieferten die Handwebereien jahrhundertelang Seidenstoffe wie Damast, Taft, Shantung und Makrame für die Genueser Adelshäuser. Mittlerweile gibt es nur noch einen einzigen Betrieb, der handgewebten Damast und Makrame reproduziert. Die  Entwürfe der mehr als 300 Designs gehen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Das Damastmuseum ist samstags und sonntags geöffnet von 16.00 bis 18.00 Uhr (November bis März 15-17 Uhr).

(Von Lorsica aus startet auch eine der von uns empfohlenen Wanderungen auf den Ramaceto). Ungefähr 100 Meter hinter dem Abzweig nach Lorsica befindet sich, im Wald versteckt, eine alte Steinbrücke aus römischer Zeit (Ponte di Mastra). Wir fahren weiter und gelangen nach Castagnelo. Der Altar der Kirche ist aus heimischem Schiefer gestaltet. Favale di Malvaro ist ein hübsches italienisches Dorf. Die Straße windet sich zwischen mit Blumenmotiven bemalten Häusern hindurch. Auf dem Dorfplatz mit der Skulptur des „emigrante“ befindet sich die Quelle, welchem dem gesamten Tal seinen Namen gab: Fontanabuona („gute Quelle“). Es gibt hier mehrere in den Kastanienwäldern versteckte Quellen, eine davon befindet sich 300 Meter hinter dem Ortskern nahe einer Linkskurve der Straße.
Oberhalb der Ortschaft Castello liegt auf der linken Straßenseite ein Waldenserfriedhof („Cimitero Valdese“). Weil die Mitglieder dieser christlichen Glaubensgemeinschaft seit dem Ende des 12. Jahrhunderts als Laienprediger auftraten und obendrein die Armutsbewegung förderten, wurden sie durch die Inquisition verfolgt und teilweise ausgerottet. Nach der Zuerkennung ihrer bürgerlichen Freiheit und religiösen Rechte gründeten die Waldenser ab 1848 in ganz Italien soziale Einrichtungen. Der jetzt verlassene kleine Friedhof wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt, um die Leichname der nahe Favale ansässigen Familie Cereghino aufzunehmen. Die Cereghino waren wegen ihrer Tätigkeit als Bänkelsänger in der Gegend verhältnismäßig bekannt und konvertierten nach wiederholten Streitigkeiten mit dem örtlichen Klerus zum Bekenntnis der Waldenser. Sie begannen, unter ihren Landsleuten für die Mitgliedschaft bei den Waldensern zu werben, was die geistliche und die weltliche Autorität auf den Plan rief: nach kurzer Zeit wurden sie aus der örtlichen Gemeinschaft ausgeschlossen. Einige Familienmitglieder wurden sogar strafrechtlich verfolgt, wie man auf einem der Grabsteine lesen kann. Die massenhafte Emigrationswelle, welche am Anfang des 20. Jahrhunderts das Tal entvölkerte, trug die letzten Vertreter des örtlichen Waldensertums nach Amerika davon.

Am Passo della Scoglina (920 m) bietet sich eine Picknickmöglichkeit (Tisch und Bänke), und der Bach lädt zum Plantschen im kühlen Wasser ein. Die Gedenktafel auf der Passhöhe erinnert an Partisanengruppen, welche sich in diesem Hochtal im zweiten Weltkrieg versteckt hatten. Aufgrund der schweren Zugänglichkeit dieser Gegend waren sie hier in Sicherheit.

Ein Abstecher vom Pass aus nach links führt hinauf nach Barbagelata (1121 m), dem höchsten Dorf Liguriens. Die Siedlung selbst ist nichts Besonderes. Es handelt sich um eine kleine Ansammlung von Häusern, die praktisch immer unbelebt wirken und offenbar hauptsächlich im Sommer genutzt werden. Interessant ist aber die Kirche mit Beton und Holz als architektonischen Elementen. Bei klaren Sichtverhältnissen hat man von Barbagelata aus eine traumhafte Aussicht über den tigullischen Golf (Sestri Levante) und den imposanten Monte Ramaceto (1345 m). Man blickt weit die Küste entlang über die Apenninhügel bis zum Monte Fasce, dahinter sieht man einen großen Teil des Alpenhauptkamms am Ende des Piemonts. Von Barbagelata kann man ein Stück des ligurischen Höhenwanderweges (Alta Via) zum Monte Caucaso (1245m) laufen.

Zurück zum Passo Scoglina folgen wir der Straße durch das Aveto-Tal. Der Aveto, dessen Quelle in der Nähe der Passhöhe liegt, bahnt sich seinen Weg kurioserweise nicht nach Westen, wo das Meer nur etwa 15 Kilometer Luftlinie entfernt wäre. Er fließt in östlicher Richtung, vereinigt sich dann mit der Trebbia, welche bei Piacenza ihren Teil zu dem mächtigen Po beiträgt, um dann nach einer langen Reise im Golf von Venedig in die Adria zu münden.  Die Gegend, durch die wir nun fahren, mutet an wie eine deutsche Mittelgebirgslandschaft. Nichts an der Vegetation hier lässt vermuten, dass wir uns in Italien befinden. Ein kleiner Spaziergang bietet sich an, zum Beispiel von Calzagatta nach Cardenosa oder von Parazzuolo nach Mandriole. Von Parazzuolo aus, wo die SP 586 erreicht wird, kann man einen Abstecher zum einem größeren Badeplatz machen (nach links abbiegen Richtung Piacenza / Parma / S. Stefano; nach 750 Metern Parkplatz hinter Farfanosa auf der linken Straßenseite). Der Weg zurück führt ab Parazzuolo in Richtung Chiavari (vorbei an dem Abzweig nach Ventarola, wo unsere vorgeschlagene Wanderung auf den Ramaceto beginnt). Über den Passo Forcella fahren wir das Sturla-Tal hinab nach Borzonasca (in der Nähe die Abbazia del Borzone) und dann über Borgonovo zurück zum Ferienhaus.