Genua (italienisch Genova, sprich: ‘dschänowa) liegt nicht allzuweit von Battiluino entfernt. Ein schmaler Küstenstreifen und der steil ansteigende Apennin haben diese Stadt geprägt, die sich über 30 Kilometer entlang der Küste erstreckt. Selbstredend lässt sich diese riesige Stadt nicht an einem halben Tag erkunden.
Wir schlagen eine gemütliche Tour vor, die einen Überblick verschafft und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten streift. Natürlich kann man mit dem Auto oder dem Zug nach Genua gelangen, aber wir haben etwas Besonderes vor: eine Fahrt mit der Schmalspurbahn von den Bergen hinab in die Großstadt.
Anfahrt: 60 km. In Carasco rechts auf die SS 225 Richtung Busalla. Hinter Acqua di Ognio (kurz vor Ferriere) links abbiegen, um auf der SS 225 zu bleiben. Hinter dem Tunnel rechts weiter Richtung Busalla. Bei Casella unmittelbar an einem Kreisverkehr kreuzt die Bahnlinie. Hier rechts und in der Straße rechts hinter dem Bahnhof parken.
In dieser Straße übrigens gibt es frische Milch an einem Automaten: Man kann sogar seine eigene Flasche mitbringen und dort zapfen. So etwas geht also! Unmengen an Verpackungsmüll ließen sich sparen, wenn es solche Automaten überall gäbe. Doch nun zum „Trenino“ (Züglein): Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wurde die Schmalspurbahn „Ferrovia Genua-Casella“ 2016 wieder in Betrieb genommen.
Am Bahnhof von Casella warten wir auf das Eintreffen des Trenino. Die Fahrkarten gibt es direkt beim Schaffner (3,20 €), der sich freut, wenn wir das Geld abgezählt bereit halten. Hier ein Tipp: Kurz nach der Abfahrt wird der Trenino zum Depot fahren und dort halten. Der Lokführer geht dann zum Führerstand am anderen Zugende, und der Zug fährt in umgekehrter Richtung weiter. Wer also gerne mit Blick nach vorn fahren möchte, setzt sich beim Einsteigen in rückwärtiger Fahrtrichtung hin. Die Fahrt verläuft keineswegs ruhig: Es ruckelt und zuckelt, pfeift und rattert, und an den Straßenübergängen werden die Autofahrer von metallischen Hammerschlägen vor dem Herannahen des Zügleins gewarnt. Wenn dann das Meer ins Blickfeld rückt, macht es den Anschein, der Zug könne nicht mehr ausreichend an Höhe verlieren und würde sein Ziel, die Piazza Daniele Manin in Genua, verfehlen. Aber von den Gleisen in weiten Kurven bergab geführt, erreicht der Trenino schließlich doch seine Endstation.
Hier ist der aktuelle Fahrplan.
Rundgang durch Genua
Im ruhigen Schlendergang, mit Stehenbleiben, Besichtigen, Bummeln und zwischendurch etwas Essen (aber ohne Museumsbesuche) nimmt dieser Rundgang ungefähr viereinhalb Stunden in Anspruch.
Der erste Teil unserer Route führt auf gleichbleibender Höhe unter Schatten spendenden Bäumen entlang. Wir wenden uns vom Bahnhof (1) aus westwärts, überqueren hinter der ESSO-Tankstelle die Piazza Manin und gelangen in den Corso Carlo Armellini. Nach ca. 150 Metern ändert der Corso Armellini in einer Halbrechts-Kurve seinen Namen und heißt nun Corso Solferino. Etwas später umgehen wir einen linksseitigen Geländeeinschnitt, in dem die Häuser ungefähr drei Etagen tiefer stehen. Auf der rechten Seite lädt der Parco Villa Gruber zu einer kurzen Rast im Grünen ein. Weiter geht es auf dem Corso Solferino, der ab der nächsten Rechtskurve den Namen Corso Magenta trägt. Noch immer halten wir uns ständig auf gleicher Höhe, kürzen einige Meter durch einen links gelegenen kleinen Park ab und schlendern weiter den Corso Nicolo Paganini entlang. Wieder umrunden wir einen Geländeeinschnitt, doch dieses Mal befinden wir uns mit dem fünften oder sechsten Stockwerk der unten gelegenen Häuser auf einer Höhe. Wir gelangen nun zur Piazza Goffredo Villa, wo wir einen Abstecher nach links zum Belvedere Montaldo (2) machen (Beschilderung: „Punto panoramico“). Von hier aus hat man den schönsten Blick über die Altstadt und den Hafen. Auch sehen wir den Lift, der den oberen mit dem unteren Stadtteil verbindet. Wie alle Aufzüge und Lifte von Genua benutzt man ihn mit einfachen Busfahrscheinen vom Kiosk.
Nun geht es zurück zur Piazza Goffredo Villa. Unsere Straße heißt nun Corso Carbonara und führt zunächst ein paar Meter bergab (Beschilderung: „Acquario“, „autostrade“ u.a.). Nach einer Rechts- und einer Linkskurve stehen wir vor dem Portal des Albergo dei Poveri (3). 1652 als Armenheim konzipiert, wurde der Bau mehrmals erweitert und erlangte im Jahr 1835 seine heutige Gestalt.
Wir steigen die Treppen hinunter, gelangen über die Via Brignole de Ferrari weiter bergab, umrunden unterhalb der Piazza del Carmine noch einen Häuserblock und stoßen direkt auf die Basilica della Santissima Annunziata del Vastato (4). Bereits 1520 begannen die Arbeiten an diesem prächtigen Bau, seine Innenausstattung erhielt er in der Barockzeit durch viele namhafte Künstler. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg durch alliierte Fliegerbomben wurde die Kirche wieder aufgebaut und zählt heute zu einem der prachtvollsten Gebäude Genuas. Den schulterfrei gekleideten Touristinnen überreicht der Küster ein goldfarbenes Tuch zum Umhängen. So wird der Goldglanz in dieser Kirche noch gesteigert 🙂
Wir verlassen die Basilika und haben die Wahl: Sollen wir uns erst nach links wenden und dann nach ungefähr 100 Metern einen Blick in die rechts abzweigende Via Cairoli und deren Verlängerung, die Via Garibaldi (5) werfen? Diese Straßen tragen die Bezeichnung „Le strade nuove“ und zählen mit dem Palazzo Rosso und Palazzo Bianco zum Unesco-Weltkulturerbe (Gemäldegalerien Palazzo Rosso incl. Palazzo Bianco: 7 €, montags geschlossen).
Oder sollen wir uns von der Basilika aus direkt nach rechts in die Via Balbi (6) wenden? Prächtige Bauten machen den früheren Reichtum der Stadt als See- und Finanzmacht Europas deutlich; so der Palazzo Durazzo Pallavicini, das imposante Universitätsgebäude mit seinem Hof und einer majestätischen Treppe oder der 1650 errichtete Palazzo Reale. Am Ende der Via Balbi erreichen wir die Piazza Principe (7) mit dem Bahnhofsgebäude (in der Nähe der Palazzo del Principe: 7 €, montags geschlossen, Öffnungszeiten 10 – 17 Uhr). Wir steigen von der Piazza Principe nach links die Salita di San Giovanni hinab. Rechts von uns liegt nun die romanische Kirche San Giovanni di Prè (Grundsteinlegung 1180). Genauer gesagt handelt es sich um zwei Kirchen übereinander, die untere dient heute als Ausstellungs- und Konzertraum, während das Obergeschoss nach wie vor als Gottesdienstraum genutzt wird. Unser Weg führt nun nach links durch die Via di Prè (8). In dieser Altstadtgasse mit ihren unzähligen kleinen Läden und Geschäften fühlt man sich in einen anderen Kontinent versetzt, denn hier wird das Straßenbild von Senegalesen geprägt, die hier bereits seit vielen Jahren wohnen.
Dort, wo sich uns ein großer Torbogen quer in den Weg stellt ( die Porta dei Vacca), biegen wir rechts in die Via delle Fontane, unterqueren die vierspurige Sopraelevata und stehen nun am alten Industriehafen „Porto Antico“ (9), der 1992 nach Plänen des Architekten Renzo Piano zu einer der touristischen Hauptattraktionen Genuas umgebaut wurde. Ein Stück weiter rechts übrigens steht seit 2004 das Meeresmuseum Galata Museo del Mare, in dem das Leben zur See in einzigartiger Weise dargestellt wird (Erwachsene 12 €, Kinder 4 €). Wir aber wenden uns nach links. Rechter Hand schaukelt die seetüchtige „Neptune“ aus dem Polanski-Fim „Piraten“ im Wasser. Ein als Glaskugel gestaltetes Gebäude beherbergt exotische Pflanzen und Schmetterlinge. Wer möchte, kann mit dem Aufzug einen mehrteiligen Mastbaum hinauffahren („Bigo“; Aufzug 4 €) und den Hafen aus 40 Meter Höhe betrachten. Das Acquario di Genova war zum Zeitpunkt seiner Eröffnung das zweitgrößte Aquarium der Welt (Erwachsene 19 €, Kinder bis 12 Jahre 13 €, www.acquariodigenova.it). Gut, dass Christoph Kolumbus einst in Genua die Segel setzte und Amerika entdeckte. Wäre der neue Kontinent unentdeckt geblieben und wären niemals von Genua aus diese Baumwollstoffe in die USA verschifft worden, so trügen wir heute nicht diese blauen, manchmal genieteten Hosen: Die amerikanische Umgangssprache machte aus der französischen Form des Städtenamens „Gênes“ den Begriff „Jeans“.
Wir verlassen das Gelände des Porto Antico und gehen rechts neben dem buntbemalten Palazzo di Giorgio (1260 erbaut) durch einen Torbogen zurück in die Altstadt, halten uns rechts und gelangen so zur Via di San Lorenzo, die uns bergauf zum Dom (10) führt (von 12-15 Uhr geschlossen). Noch ungefähr 100 Meter geht es auf der Via di San Lorenzo weiter, bis links neben uns der Palazzo Ducale liegt. Vor der Chiesa del Gesù (auch diese Kirche hat ein goldenes Innenleben) biegen wir links ab zur Piazza de Ferrari (11). Links also der Palazzo Ducale, der immer nennenswerte Ausstellungen beherbergt, rechts das imposante Halbrund des Palazzo della Nuova Borsa. Wir gehen geradeaus über die Piazza de Ferrari und begeben uns hinter dem Teatro Carlo Felice halbrechts in die Via Roma. Rechts entlang der Straße erstreckt sich eine Einkaufsgalerie (Galleria Mazzini), durch die wir nun flanieren. An deren oberen Ende angelangt, überqueren wir die Piazza Corvetta, um dann schnurstracks über die Via Assarotti zum Bahnhof zu gelangen, von wo uns der Trenino wieder zurück in die Berge und zu unserem Auto bringt.